Vernissage:
Donnerstag, 31. Oktober 2002, ab 18.30 Uhr
Der Künstler ist anwesend.
Schaffhauser
Fotowochen
MICHAEL VON GRAFFENRIED
"Weltpanorama"

Jedes Bild ist eine Geschichte
Im Rahmen der Schaffhauser Fotowochen ist der
Fotograf Michael von Graffenried in der «Galerie
O» zu Gast.
Riesiger Andrang herrschte gestern Abend bei der
Vernissage. Das ist nicht verwunderlich, denn Michael von Graffenried, der
in der «Galerie O» drei Riesenpanoramabilder
und 58 Fotoprints zeigt, lebt zwar in Paris, hat aber in der Schweiz immer
wieder Fotos publiziert. In der «Weltwoche» zeigt er unter dem Titel «Weltpanorama»
jede Woche ein Bild aus seiner «comédie humaine», er veröffentlichte in
Zeitschriften wie «Geo», «Zeit», «Magazin», «Paris Match», «Le Monde»
oder «Life». Auch mit Bildbänden und Einzelausstellungen hat er sich einen
Namen gemacht.
Von Graffenried ist ein engagierter Fotograf. «Landschaftsaufnahmen
ohne Menschen liegen mir nicht», sagt er beim Gang durch die Ausstellung. «Auf
meinen Bildern müssen menschliche Spuren sein.» Hinter seinen Bildern
stecken Geschichten. «Da könnte ich stundenlang erzählen, sagt er, und
schon sind wir mitten drin in Algerien, einem seiner Hauptthemen in den
letzten zehn Jahren. Zufall und Freundschaften haben ihn in das krisengeschüttelte
Land geführt, wo ihm etwas passierte, was sonst nicht der Fall war ...
Wenn er die Leute fragte, ob er sie fotografieren dürfe, schwiegen sie oder
rannten fort. «Normalerweise», sagt er, «ist die Kamera das beste Alibi, um
Kontakt zu knüpfen». Nur in Algerien war das nicht der Fall. Die Leute
wollten die Verantwortung für ein Bild nicht selbst übernehmen. Ein guter
Freund gab ihm den Tip, einfach abzudrücken, ohne zu fragen. Das tat er. Und
als sich die politischen Zustände dort immer mehr zuspitzten, Fotografen und
Presseleute getötet wurden, hatte er plötzlich ein weltweites Monopol für
Algerienbilder. Daraus entstand das Buch «Algerien. Der Traum von der
Demokratie», 1993). Das entdeckte Fatiha Boudiaf, die Witwe des 1992
ermordeten algerischen Präsidenten Mohamed Boudiaf, und organisierte eine
Ausstellung. «Da habe ich die Menschen wieder getroffen, die ich fotografiert
habe, es gab Gespräche, und ich konnte ihnen die Bilder, die ich mit
schlechtem Gewissen gemacht habe, wieder bringen».
Steht man vor seinen Panoramabildern, fühlt man sich mittendrin im Geschehen.
«Da habe ich diese Technik für mich entdeckt», sagt er, der ausschliesslich
schwarz-weiss fotografiert. Mit Farbe käme ein Element dazu, sodass ich viele
der Bilder schon aus belichtungstechnischen Gründen nicht machen könnte,»
sagt er.
Hansruedi Jost, der künstlerische Leiter der «Galerie
O», bezeichnete von Graffenried als authentischen Fotografen, der
auch die Widersprüche zeige. «Ja, meine Bilder haben häufig zwei Ebenen»,
sagt der Fotograf. Das erfordert genaues Hinschauen. So entdeckt man beim «Elefantenbild»
plötzlich, dass ein Tier ein Minenopfer ist.
«Von Graffenried ist ein Globetrotter zwischen den Welten, ein Schweizer, der
im Ausland lebt und der Schweiz einen Spiegel vorhält», sagte Jost. Das
zeigt sich deutlich im «Swisspanorama», einer Folge von Ansichten von der
Schweiz, die er genau ein Jahr lang gemacht hat, bis zum Expobeginn am 15.
Mai. Daraus ist das gleichnamige Buch entstanden, das bei der Vernissage
gestern auflag. Einige Fans liessen sich ihre Bücher denn auch signieren.
Jedenfalls war das Interesse an der Ausstellung enorm, und alle, die sich
eingehend mit dem Thema Algerien befassen wollen, können sich nächste Woche
im Kiwi-Scala den Film: Algerien. Ich weiss, dass du weisst ...»
ansehen. Das ist eine weitere Dimension des Themas», sagt der Fotograf. (E.
F.)
SHN, Donnerstag 16. Mai 2002, Region
Kopf der Woche: Gian-Rico Willy, Banker und
Hobbyfotograf
zur Person
Alter: 27 Jahre
Beruf: Banker in Zürich (Marketing)
Zivilstand: Ledig
Kinder: Keine
Hobbys: Fotografieren, Reisen, Rhein befahren, das
Nachtleben geniessen
Aktuelle Lektüre: «In Sachen Signora Brunetti» von Donna Leon
«Das Fotografieren übt eine grosse Faszination
auf mich aus»
Gian-Rico Willy organisiert die ersten
Schaffhauser Fotowochen vom 2. bis zum 18. November.
Von Daniel Thüler
Für den Banker Gian-Rico Willy, der seit Anfang
des Jahres in Schaffhausen wohnt (vorher in Rüdlingen), ist das Fotografieren
eine grosse Leidenschaft und ein Ausgleich zu seinem Beruf. In seiner Wohnung
in der Oberstadt hängen an den Wänden zahlreiche seiner Fotos - mit den
unterschiedlichsten Motiven, von Porträts bis zu Landschaftsaufnahmen. Die
Technik hat er sich selbst beigebracht, ein eigenes Labor hat er auch.
«Das Fotografieren übt eine grosse Faszination
auf mich aus», sagt er. Er sei während seiner Fernreisen, die ihn durch alle
Kontinente führten, auf den Geschmack gekommen. «Die Bilder erinnern mich an
meine Erlebnisse und unterstützen mich, wenn ich anderen von meinen Reisen
erzähle», erklärt Gian-Rico Willy. «Eigentlich sieht man auf Fotos nur,
was andere auch sehen können. Trotzdem kann ich mit ihrer Hilfe den Leuten
meine Sichtweise erklären.»
Fotografen sindbegeistert
Vor einem Jahr hatte er die Idee, seine Bilder
auszustellen. Er fand auch eine Lokalität, wo dies möglich war, jedoch nur
unter der Bedingung, dass er nicht alleine ausstellt. «Eine Ausstellung nur
mit meinen Bildern ist natürlich nicht lukrativ», sagt er, «schliesslich
habe ich keinen Namen als Fotograf.» Also machte er sich auf die Suche nach
renommierten Fotografen, die gemeinsam mit ihm ausstellen. «Ich habe sie
einfach angerufen», erklärt er. «Der Umgang mit ihnen klappte hervorragend
- die meisten wollten spontan mitmachen. Ihnen ist eine nicht kommerzielle
Plattform sehr willkommen. Der bekannte Schweizer Fotograf Michael
von Graffenried ist sogar extra nach Schaffhausen gereist. Ich habe
auch zahlreiche Leute gefunden, die motiviert bei der Organisation mitmachen.»
Projekt stark gewachsen
Die Fotowochen sind laufend gewachsen, sodass
Gian-Rico Willy seine Fotos gar nicht mehr exponieren muss. Es stellen nämlich
Andri Pol «Facts, Geo, TA-Magazin», Holger Salach und Andy Platter
(Kunsthochschule Zürich) sowie Roland Schmid «Basler Zeitung» ihre Bilder
in der «Sommerlust» aus, Michael von Graffenried
in der Galerie O und der Fotoclub Neuhausen in
den Städtischen Werken. Zusätzliche Ausstellungen sind in der «Fass»-Galerie,
in der Radio-Munot-Galerie, auf einem Untersee-und-Rhein-Schiff sowie in allen
40 Bussen der Verkehrsbetrie-be. Die Firma Nikon organisiert Workshops in
verschiedenen Bereichen, und eine multimediale, partymässige «Nacht der
Bilder» wird auch durchgeführt.
Newsletter: www.fotowochen.ch
zurück